Hintergrundinformationen rund um das Alter

Unser breites gerontologisches Wissen stammt aus der Forschung und aus der Praxis unserer Mitarbeitenden. Hier finden Sie Hintergrundinformationen zu verschiedenen Altersthemen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten Zehntausende aus Südeuropa in die Schweiz ein, um hier zu arbeiten. Die erste Einwanderergeneration hat das Pensionsalter längst erreicht und die damals fehlende Integrationspolitik macht sich zwischenzeitlich bemerkbar: Die Einwanderer der 50er- und 60er-Jahre haben als Spätfolge der schweren Arbeit in Tieflohnbereichen einen schlechteren Gesundheitszustand und tiefere Renten als gleichaltrige Schweizer und Schweizerinnen. Trotzdem nutzen sie weniger häufig Unterstützungs- und Pflegeangebote. Grund dafür sind oft Sprachschwierigkeiten und mangelnde Kenntnis des schweizerischen Sozialsystems.

Mehr Informationen zur Lebenssituation von älteren Migrantinnen und Migranten finden Sie auf der Website der Fachtagung «Alter und Migration» und dem «Forum Alter & Migration», einem Netzwerk, welches über die Lebenssituation der älteren Migrationsbevölkerung informiert, Bildungskurse anbietet und auf politischer Ebene lobbyiert.

Die Altersvorsorge liegt uns am Herzen. Seit der Gründung von Pro Senectute 1917 setzen wir uns für eine gesetzlich geregelte AHV ein und bringen die Anliegen älterer Menschen in die Alterspolitik ein.

Pro Senectute hat den Vorschlag des Bundesrates zur Reform der Altersvorsorge 2020 unterstützt. Wir nehmen das Abstimmungsergebnis vom 24. September 2017 zur Kenntnis. Um auch künftigen Generationen ein sicheres Rentensystem zu gewähren, müssen nun ohne Verzug die Arbeiten für eine neue Vorlage aufgenommen werden. Pro Senectute wird sich in diesen Prozess wiederum aktiv einbringen. Es ist uns als Fachorganisation ein grosses Anliegen, dass die Altersvorsorge in der Schweiz langfristig gesichert werden kann.

Pro Senectute ist überzeugt, dass Menschen über 60 eine wichtige Rolle in unserer  Gesellschaft einnehmen – heute und in Zukunft. Entsprechend gut sollten die Rahmenbedingungen für sie sein: Dies gilt einerseits für den Arbeitsplatz, damit sie bis zum Zeitpunkt ihrer Pensionierung und – sofern sie dies wünschen – auch darüber hinaus gesund und motiviert im Arbeitsprozess integriert bleiben. Andererseits aber auch für die Zeit nach dem Erwerbsleben:

- Die Fachstelle AvantAge bietet Seminare für Arbeitnehmende und Arbeitgebende zur Gestaltung des Berufslebens ab 50.

- Verschiedene Pro Senectute Organisationen unterstützen ältere Arbeitnehmende in der Übergangsphase zwischen bezahlter Arbeit und nachberuflicher Zukunft mit Pensionierungskursen.

- Menschen, die nicht über die Pensionierung hinaus berufstätig sein werden, aber dennoch aktiv bleiben wollen, bieten wir attraktive Möglichkeiten. Bei Pro Senectute Schweiz engagieren sich rund 18’000 Personen freiwillig, indem sie für den Fahrdienst im Einsatz sind, ältere Menschen bei der Administration unterstützen oder diese regelmässig besuchen gehen und Primarschüler im Klassenzimmer begleiten. Mehr Informationen finden Interessierte im Bereich Freiwilligenarbeit auf dieser Webseite.

Angehörige spielen eine zentrale Rolle bei der Betreuung und Pflege von Familienmitgliedern daheim. Gemäss Spitex-Studien erbringen sie Betreuungs- und Pflegeleistungen im Wert von 3,5 Mia. Franken, sofern diese Gratisarbeit bezahlt würde. Die Hauptlast der Betreuung und Pflege tragen noch immer die Frauen. In der Deutschschweiz sind zwei Drittel der pflegenden Angehörigen weiblich, in der Romandie drei Viertel und im Tessin sind es gar über 80 % ... auch wenn die Männer aufholen.

Frauen stehen seit Jahrzehnten zunehmend selbst im Erwerbsleben und werden künftig weniger Zeit für die Pflege und Betreuung der Angehörigen aufbringen können. Diese bringt zudem – auch für die Männer – hohe Belastungen mit sich: Die chronische Sorge über die Gesundheit des Angehörigen, das Fehlen von Auszeiten für sich selbst und die finanzielle Belastung können zu sozialer Isolation führen. Die Betreuenden werden dann häufig selber krank.

Das Institut zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität der Fachhochschule Neuenburg (ILCE, HEG Arc) hat in Zusammenarbeit mit Pro Senectute den Finanzmissbrauch in der Altersgruppe 55+ untersucht. Die Studie zeigt: Schweizweit war jede vierte Person im Alter 55+ in den letzten fünf Jahren mit finanziellem Missbrauch in seinen diversen Formen konfrontiert. Jede fünfte Person hat einen finanziellen Schaden erlitten. Pro Jahr hatten die Opfer gemäss Hochrechnung des ILCE einen finanziellen Verlust von über 400 Mio. Schweizer Franken.

Pro Senectute ist es ein grosses Anliegen, dass ältere Menschen möglichst lange und selbstständig in den eigenen vier Wänden wohnen können und sich zu Hause wie im öffentlichen Raum sicher fühlen. Die Studienresultate geben wertvolle Hinweise für die Prävention von Finanzmissbrauch bei Senioren. Unter www.prosenectute.ch/finanzmissbrauch finden Sie Tipps und Tricks, um sich vor Betrügern zu schützen.

Pro Senectute trägt die bundesrätliche Strategie Gesundheit 2020 im Bereich Lebensqualität und Chancengleichheit aktiv mit. 

Wir geben unser Wissen aus der Sozialberatung und dem Kursangebot weiter und liefern fachlichen Input zur Prävention von nichtübertragbaren Krankheiten, zum Thema Sucht im Alter und zur Förderung der Gesundheit von älteren Menschen mit Migrationshintergrund.

Wir partizipieren ebenfalls an Projekten zur Gesundheitsförderung im Bereich Bewegung für ältere Menschen. 

Wir leben in einer Gesellschaft des langen Lebens. Schon heute ist fast ein Fünftel der schweizerischen Bevölkerung über 80 Jahre alt. Bis 2060 wird sich diese Zahl voraussichtlich mehr als verdoppeln. Umso wichtiger ist es, dass wir uns mit den Herausforderungen der Hochaltrigkeit beschäftigen.

Wir haben die wichtigsten Informationen zur Hochaltrigkeit in der Schweiz für Sie gesammelt.

Ein funktionierendes Gehör ist für die Mobilität und die soziale Teilhabe im Alter ein entscheidender Faktor. Pro Senectute sensibilisiert deshalb für die Wichtigkeit einer rechtzeitigen Behandlung von Hörproblemen.

In der Schweiz leben im Alter 65+ rund 450‘000 Personen mit einer Hörminderung. Fast die Hälfte von ihnen behandelt ihr Hörproblem nicht. Viele Betroffene warten mit einer Behandlung lange zu. Durchschnittlich vergehen sieben Jahre, bis sie etwas gegen eine diagnostizierte Hörminderung unternehmen. Je länger aber eine Schwerhörigkeit nicht behandelt wird, umso schwieriger wird eine erfolgreiche Anpassung von Hörgeräten.

Im Auftrag von Pro Senectute hat das Interdisziplinäre Kompetenzzentrum Alter (IKOA-FHS) der Fachhochschule St.Gallen im Sommer 2016 Studien zum Thema Schwerhörigkeit im Alter gesichtet. Die Übersicht des IKOA-FHS zeigt: Ältere Menschen mit Hörproblemen stürzen häufiger. Hörminderungen im Alter können zudem zu Dauerstress und entsprechenden Symptomen wie Bluthochdruck führen. Auch Verlustgefühle, Ängste sowie Depressionen können Folgen sein. Hörgeschädigte ziehen sich oft auch aus dem sozialen Leben zurück, da die Kommunikation anstrengend ist. Die damit einhergehende Vereinsamung kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen.

Pro Senectute stellt in den Beratungsstellen Informationsmaterialien zum Thema zur Verfügung.

Jährlich verletzen sich in der Schweiz 87'000 Seniorinnen und Senioren bei einem Sturz. Sturzverletzungen führen im Alter häufig zum Verlust von Mobilität und Selbständigkeit. Gemeinsam mit der bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, der Gesundheitsförderung Schweiz und weiteren Partnern motivieren wir deshalb ältere Menschen  zu einem regelmässigem Training von Kraft und Gleichgewicht, die das Sturzrisiko nachweislich vermindern. Auf der Webseite «sicher stehen – sicher gehen  können Interessierte ein kostenloses Booklet mit Trainingsübungen für zuhause bestellen. Sie finden zudem ein breites Kursangebot sowie alle Informationen zur Kampagne.

Die Digitalisierung eröffnet in vielen Lebensbereichen neue Möglichkeiten. Pro Senectute befähigt Senioren, die neuen Informationstechnologien zu nutzen und unterstützt die Offliner, damit sie nicht zu Verlierern der Digitalisierung werden und aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt werden.

Studie Digitale Senioren

Seit 2010 gibt die Studie «Digitale Senioren» im Auftrag von Pro Senectute Antworten auf die Frage, wie in der Schweiz wohnhafte Personen ab 65 Jahren mit Informations- und Kommunikationstechnologien umgehen.

In unserer Gesellschaft gibt es keine Selbstständigkeit ohne Mobilität. Die eigene Beweglichkeit ist eine zentrale Voraussetzung, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und selbständig zu leben. Mit dem Auto, Velo, öffentlichen Verkehr oder zu Fuss: Wer seine Mobilität einbüsst, ist stärker auf Hilfe von anderen angewiesen. Im schlimmsten Fall sind Betroffene komplett abhängig und sozial isoliert.

Sicherheit im Verkehr

Senioren sind aufgrund der höheren körperlichen Verletzlichkeit im Strassenverkehr besonders gefährdet, sei es als Autolenker oder als Fussgänger. Dies zeigt auch ein Bericht der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu).

Autofahren im Alter

Das Auto ist für viele Senioren ein wichtiges Fortbewegungsmittel. Viele von ihnen sind heute bis weit nach der Pensionierung mit dem Auto unterwegs. Sie sind umsichtige und verantwortungsbewusste Autolenker. Nur 10,2 Prozent der tödlichen Unfälle im Strassenverkehr werden durch Senioren über 70 verursacht. Senioren fahren kaum unter Alkoholeinfluss, selten zu schnell und benützen öfter den Sicherheitsgurt als ihre jüngeren Zeitgenossen. Ihre grösste Schwachstelle im Strassenverkehr ist das Abbiegen an Kreuzungen. Ausserdem verursachen Senioren mehr Unfälle beim Parkieren.

Ältere Autolenker und die Fahreignungsabklärungen sind ein regelmässiges Thema in der Politik. Ein Beispiel ist die parlamentarische Initiative zur Anhebung der Altersgrenze für die Kontrolluntersuchungen.
Zudem hat der Bundesrat per 1. Juli 2016 neue Vorgaben in Kraft gesetzt, die die Qualität der obligatorischen Fahreignungsabklärungen im Alter verbessern sollen. Genauere Informationen zu den Neuerungen finden Sie hier.

Pro Senectute unterstützt die Mobilität von Senioren

Ältere Menschen haben besondere Bedürfnisse im Strassenverkehr. Diese gilt es zu beachten, um die Lebensqualität der Senioren und Seniorinnen in der Schweiz sicherzustellen.

Pro Senectute engagiert sich mit verschiedenen Angeboten bei der Unfallprävention und für den Erhalt der Mobilität:

  • Sport- und Bewegungsgruppen
  • Freiwilliges Fahrtraining mit dem Auto, Velo oder E-Bike
  • Kurse zum digitalen Ticketing und zu Billett-Automaten in Zusammenarbeit mit den SBB
  • Fahrdienste für Senioren mit eingeschränkter Mobilität

Fahrdienste unterstützen viele ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu günstigen Tarifen. Da immer mehr Senioren zu Hause wohnen, werden solche Dienste je länger je wichtiger. Aufgrund des beschränkten Angebots und der Kosten haben aber viele Senioren immer noch keinen Zugang zu Fahrdiensten.

Die überwiegende Mehrheit der Menschen im Pensionsalter lebt zuhause. Momentan 90 Prozent aller über 65-Jährigen, aber auch bei Hochaltrigen ab 85 sind es noch immer 57 Prozent. Für die Zukunft zeichnen sich zwei Trends ab: Demografiebedingt werden mehr ältere Menschen zuhause wohnen, und dies auch länger.

Pro Senectute zeigt mit der Studie «Erst agil – dann fragil» die Bedürfnisse, aber auch die Lücken bei der ambulanten Betreuung zuhause.

Das Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen (CDI-HSG) hat im Auftrag von Pro Senectute die Trends und Kosten in der ambulanten sowie stationären Betreuung und Pflege von Menschen im Alter 65 plus berechnet. Fazit: Die Kosten für die Betreuung und Pflege zuhause steigen bis 2030 um 45 %, jene im stationären Bereich um 28%.

Die Debatte um die organisierte Beihilfe zum Suizid ist Ausdruck eines sozialen Wandels. Das Nützlichkeitsdenken macht auch vor Sterben und Tod nicht Halt. Für Pro Senectute muss beides Platz haben: das Sterben zur rechten – vielleicht selbst definierten Zeit und die würdige Behandlung eines Lebens, das sich zum Erlöschen Zeit nimmt.

Unser Positionspapier zum Alterssuizid beleuchtet das Thema von verschiedenen Seiten: Wir anerkennen das Recht von Suizidwilligen, ihr Leben – auch unter der Beihilfe anderer Personen – beenden zu wollen. Ebenso wichtig ist für uns aber die Frage, welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen es braucht, dass Menschen «gut altern» und sterben können.

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